Meine Aatmung
verstehen

Kleiner Leitfaden

für alle, die mehr über Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) wissen wollen.

Herzlich willkommen! Auf dieser Seite bieten wir Ihnen umfassende Informationen über Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, eine oft mit COPD verwechselte Lungenerkrankung.

Von Ursachen bis zur Behandlung – wir klären auf. Erfahren Sie mehr zum Unterschied zu COPD, Vererbung, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten. Unser Glossar hilft Ihnen, Fachbegriffe zu verstehen.

AATM – Was ist das?

AATM steht für Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Bei dieser erblichen Stoffwechselerkrankung wird ein bestimmtes Protein (Eiweiss), nämlich Alpha-1-Antitrypsin (AAT), durch einen genetischen Defekt nicht mehr oder nicht in ausreichender Menge oder Form hergestellt.

AAT wird in der Leber produziert und von dort ins Blut abgegeben. Besonders in der Lunge hat AAT eine wichtige Schutzfunktion, indem es Entzündungsprozesse reguliert. Denn in der Lunge inaktiviert es Proteasen – Enzyme, die Proteine spalten und abbauen. Fehlt AAT oder ist es nicht in ausreichender Menge vorhanden, sind diese Proteasen ungehemmt aktiv – in Folge wird Lungengewebe geschädigt und es kann sich chronisch entzünden. Aufgrund des Gendefekts kann sich fehlgebildetes AAT auch in der Leber ansammeln und Leberschäden verursachen.

AATM zählt zu den seltenen Erkrankungen:
In Europa ist ca. 1 von 2.000 – 5.000 Personen betroffen.1

Bei gesunden Personen reguliert AAT die Funktion von bestimmten Proteasen.

Bei AATM sind Proteasen überaktiv und können Lungenbläschen schädigen.


AAT reguliert die Aktivität bestimmter Proteasen.
Bei AATM kann fehlendes oder fehlerhaftes AAT seine Schutzfunktion nicht ausreichend erfüllen. Ohne Behandlung werden Lungenbläschen immer weiter beschädigt.

Normaler Übergang aus der Leber in die Blutbahn.

Bei Erkrankung verstopft das Fehl-Protein die Leber.


AAT wird in der Leber produziert und von dort ins Blut abgegeben.
Bei AATM sammelt sich fehlerhaftes AAT in der Leber an und kann so Leberschäden verursachen.

Welche Symptome können bei AATM auftreten?

Bei AATM zeigen sich vor allem Probleme mit der Lunge und der Leber. Beschwerden in der Lunge treten meistens zwischen dem 30. – 40. Lebensjahr auf. Störungen der Leber können sich schon viel früher im Kindes- und Jugendalter zeigen.

Mögliche Symptome können sein:

  • Kurzatmigkeit
  • Keuchen und Pfeifgeräusche beim Atmen
  • Chronischer Husten und Auswurf
  • Lungenemphysem
  • Zyanose (Blaufärbung der Haut)
  • Wiederkehrende Infektionen der Atemwege (z. B. chronische Bronchitis)
  • Asthma-Symptome
  • Lebererkrankungen
  • Hautkrankheiten

AATM-Symptome können von Person zu Person und in ihrer Intensität sehr unterschiedlich sein. Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann eine Diagnose stellen!

Warum kann AATM mit COPD verwechselt werden?

Bei AATM und einer chronische obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) besteht eine hohe Verwechslungsgefahr, denn beide Erkrankungen haben ein sehr ähnliches Erscheinungsbild.

Obwohl AATM und COPD ähnliche Symptome wie Kurzatmigkeit, Keuchen und Pfeifgeräusche beim Atmen oder chronischer Husten** auslösen können, gibt es wichtige Unterschiede - sowohl in der Häufigkeit als auch in der Entstehung:

AATM COPD
Häufigkeit seltene Erkrankung (ca. 1 von 2.000 – 5.000 Europäer:innen1) eine der häufigsten Erkrankungen weltweit (ca. 12 von 100 Europäer:innen2)
Entstehung Erbkrankheit chronische Entzündung der Atemwege, verursacht v. a. durch Zigarettenrauch und schädliche Umwelteinflüsse
AATM

Häufigkeit

seltene Erkrankung (ca. 1 von 2.000 – 5.000 Europäer:innen1)

Entstehung

Erbkrankheit

COPD

Häufigkeit

eine der häufigsten Erkrankungen weltweit (ca. 12 von 100 Europäer:innen2)

Entstehung

chronische Entzündung der Atemwege, verursacht v. a. durch Zigarettenrauch und schädliche Umwelteinflüsse

Mithilfe eines Bluttests können Ärztinnen und Ärzte feststellen, ob zu wenig AAT im Blut ist und so AATM von einer COPD unterscheiden.

** Sowohl AATM als auch COPD können noch weitere Symptome verursachen.

Wie wird AATM vererbt?

AATM ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die vererbt werden kann. Eine Person entwickelt aber nur dann AATM, wenn sie zwei defekte Kopien des SERPINA1-Gens erbt - eine von jedem Elternteil. Träger:innen einer einzigen defekten Gen-Kopie haben in der Regel keine Symptome, sie können jedoch das defekte Gen an ihre Kinder weitergeben. 

Wie wird AATM festgestellt?

Um eine AATM-Diagnose zu stellen, wird der AAT-Spiegel im Blut gemessen, z.B. im Rahmen einer Routineblutuntersuchung. Liegt der AAT-Wert im Normalbereich, kann AATM mit sehr hoher Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird hingegen ein zu niedriger AAT-Spiegel festgestellt, werden noch weitere molekulargenetische Tests (z.B. per Wangenabstrich) durchgeführt, um nach Mutationen im SERPINA1-Gen zu suchen – und so die AATM-Diagnose zu bestätigen.

Nach einer AATM-Diagnose werden häufig noch weitere Untersuchungen durchgeführt, um den Schweregrad der Erkrankung festzustellen, z.B. Lungenfunktionstest, Röntgenaufnahmen oder Computertomographie (CT) der Lunge.

Wer sollte auf AATM getestet werden?

Laut Experten-Empfehlung sollten bestimmte Personen auf AATM getestet werden. 
Dazu zählen u.a. Menschen mit:3

  • Lungenemphysem
  • COPD
  • Asthma mit nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion
  • erweiterten Bronchien ungeklärter Ursache
  • Lebererkrankung unklarer Ursache
  • Blutsverwandten mit AATM

Wie wird AATM behandelt?

AATM ist bis heute leider nicht heilbar. Aber: Je früher AATM diagnostiziert wird, desto besser können die Symptome gelindert und die Lebensqualität verbessert werden.

Der Schwerpunkt der AATM-Behandlung liegt beispielsweise auf der Linderung der Symptome mit Bronchodilatatoren oder entzündungshemmenden Medikamenten. Für bestimmte Patienten mit schwerer AATM gibt es auch die Möglichkeit einer Substitutionstherapie, bei der das fehlende AAT-Protein regelmässig über eine Infusion verabreicht wird.

Betroffene können auch einiges selbst im Alltag tun, um ihre Beschwerden zu lindern: Dazu zählt z.B. mit dem Rauchen aufzuhören, sich regelmässig zu bewegen oder sich mit Impfungen gegen Erreger von Lungenentzündungen und Grippe zu schützen.

Fachbegriffe einfach erklärt

Alpha-1-Antitrypsin
(AAT)
Protein (Eiweiss), das in der Leber produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen spielt, indem es körpereigene Strukturen vor dem Verdau durch bestimmte Proteasen schützt
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
(AATM)
Genetisch bedingte Erkrankung, bei der auf Grund einer Mutation im SERPINA1-Gen nicht genügend AAT produziert wird; ähnliche Symptome wie bei COPD
Atemwegsobstruktion Verengung bzw. Verlegung der Atemwege
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
(COPD)
Fortschreitende Lungenerkrankung, bei der sich die Atemwege dauerhaft («chronisch») entzünden und anhaltend verengen («obstruktiv»); wird vor allem durch Zigarettenrauch und andere schädliche Umweltweinflüsse verursacht; ähnliche Symptome wie bei AATM
Computertomographie
(CT)
Untersuchungsverfahren, das mithilfe von Röntgenstrahlen einen genauen Blick ins Körperinnere ermöglicht
Lungenemphysem
(auch: Lungenüberblähung)
Lungenerkrankung, die durch erweiterte und teilweise zerstörte Lungenbläschen gekennzeichnet ist und Atemnot verursacht
Mutation Veränderungen im Erbgut (DNA)
Protease Enzym, das Proteine spaltet
SERPINA1-Gen Gen, das als Anleitung für die Herstellung von AAT dient; Mutationen im SERPINA1-Gen sind die Ursache für AATM
Substitutionstherapie
(auch: Ersatztherapie)
Behandlungsmethode, bei der Substanzen, die der Körper normalerweise selbst produziert, von aussen ersetzt werden; bei schwerer AATM kann AAT bei bestimmten Patient:innen regelmässig über eine Infusion verabreicht werden

Alpha-1-Antitrypsin
(AAT)

Protein (Eiweiss), das in der Leber produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen spielt, indem es körpereigene Strukturen vor dem Verdau durch bestimmte Proteasen schützt

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
(AATM)

Genetisch bedingte Erkrankung, bei der auf Grund einer Mutation im SERPINA1-Gen nicht genügend AAT produziert wird; ähnliche Symptome wie bei COPD

Atemwegsobstruktion

Verengung bzw. Verlegung der Atemwege

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
(COPD)

Fortschreitende Lungenerkrankung, bei der sich die Atemwege dauerhaft («chronisch») entzünden und anhaltend verengen («obstruktiv»); wird vor allem durch Zigarettenrauch und andere schädliche Umweltweinflüsse verursacht; ähnliche Symptome wie bei AATM

Computertomographie
(CT)

Untersuchungsverfahren, das mithilfe von Röntgenstrahlen einen genauen Blick ins Körperinnere ermöglicht

Lungenemphysem
(auch: Lungenüberblähung)

Lungenerkrankung, die durch erweiterte und teilweise zerstörte Lungenbläschen gekennzeichnet ist und Atemnot verursacht

Mutation

Veränderungen im Erbgut (DNA)

Protease

Enzym, das Proteine spaltet

SERPINA1-Gen

Gen, das als Anleitung für die Herstellung von AAT dient; Mutationen im SERPINA1-Gen sind die Ursache für AATM

Substitutionstherapie
(auch: Ersatztherapie)

Behandlungsmethode, bei der Substanzen, die der Körper normalerweise selbst produziert, von aussen ersetzt werden; bei schwerer AATM kann AAT bei bestimmten Patient:innen regelmässig über eine Infusion verabreicht werden

Referenzen

  1. Soriano, J. B. & Mahadeva, R. α1-Antitrypsin deficiency: count me in please! Eur. Respir. J. 49, 1601941 (2017).
  2. Blanco, I. et al. Geographic distribution of COPD prevalence in the world displayed by Geographic Information System maps. Eur. Respir. J. 54: 1900610 (2019).
  3. Greulich, T. et al. Alpha-1 Antitrypsin Deficiency (AATD) - D-A-CH-Expert Statement. Pneumol. Stuttg. Ger. 74, 436–442 (2020).
CH-GLAS 2024/02